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21.03.2009 - FREIES WORT - Lokalausgabe Hildburghausen Übersicht | Drucken

Künstlerhof "Roter Ochse": Eine Stadt macht Theater

Schleusingen. Es verspricht eine ganz spannende Sache zu werden, was Marc Lippuner für Schleusingen vor hat. Jedenfalls machte der künftige Stipendiat im Künstlerhof die Kuratoriums- und Vorstandsmitglieder der Stiftung am Donnerstagnachmittag richtig neugierig mit seinen Vorhaben für den Aufenthalt hier.

von Karin Schlütter

 



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Am Donnerstag stellte Marc Lippuner sich und sein Konzept für die Stipendiatenzeit Kuratorium und Vorstand der Künstlerhof-Stiftung vor.

Das nennt er „Schleusingen Zwanzig Null Neun“. Es sei ein mehrteiliges, auf ein halbes Jahr angelegtes Projekt, das eine Zustandsbeschreibung der kleinen grenznahen Provinzstadt 20 Jahre nach dem Mauerfall auf vielfältige Weise dokumentieren soll. Die Menschen dieser Stadt sollen im Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung sein.

Deshalb sagt Marc Lippuner: „Das wichtigste von Schleusingen Zwanzig Null Neun liegt darin, die Menschen von Schleusingen Teil des Projektes sein zu lassen. Es geht darum, auf künstlerische, vielleicht ungewohnte, auf jeden Fall ungewöhnliche und neue Art seine Mitmenschen und sein Umfeld achtsamer wahrzunehmen und kennenzulernen.“

Der junge Künstler lädt jeden ein, am Projekt teilzunehmen. „Für jeden, der mitmachen möchte, wird mit ihm gemeinsam nach einem adäquaten Platz in dem Projekt gesucht. Aktionen und Workshops mit Lehrerin und Schülern, kleine Veranstaltungen und Interventionen unter seiner Leitung möchte er gestalten, Statements der Schleusinger Jugend sammeln und präsentieren. Das Bespielen der Schule und der Schulfenster für ein Publikum auf der Straße, öffentliche Tanzeinlagen, Lesungen, Ausstellungen, szenische Aktionen . . . „Es ist so vieles möglich und ich bin offen für andere Ideen und Vorschläge“, sagt der symphatische junge Mann.

Eine andere Möglichkeit sei es, den Frauenchor, den Karnevalverein, das Laienkabarett . . . einzubinden in die kreativen Prozesse, sie Teil werden zu lassen an den Veranstaltungen, um sie vielleicht in einem völlig neuen Kontext zu präsentieren, um die eigene Geschichte zu reflektieren.

„Mein Wunsch wäre es“, erklärte Marc Lippuner, „im Oktober 2009, zum Ende der Stipendiatenzeit das Dokumentartheaterprojekt „Eine Stadt macht Theater“ präsentieren zu können.

Und er will kein „abgehobenes Kunsttheater, bei dem die Akteure mehr für sich selbst, als für das Publikum spielen“. Er will die Menschen mit den die Menschen erreichen.

Klaus D. Niemann, der Stifter der Künstlerhofes, ist ebenso gespannt auf die Vorhaben, wie die anderen Mitglieder des Kuratoriums. Klaus Brodführer möchte, dass Marc Lippuner sein Projekt „Schleusingen Zwanzig Null Neun“ dem Stadtrat vorstellt und vielleicht auch ein Heimatstück entsteht, dass jedes Jahr aufgeführt werden kann. Peter Nestler schlug vor, das Schnappszahljubiläum dieses Jahres „777 Jahre Schleusingen“ zu integrieren.

„Wir werden Anfang Mai die Vereinsvorstände, Schulen und Institutionen einladen und mit ihnen das Projekt vorstellen und Ideen dazu sammeln“, schlug Klaus Niemann vor.

Und Marc Lippuner wird Schleusingen, mit dem er sich bisher vor allem per Internet beschäftigt hat, erkunden und vor allem seine Menschen kennen lernen. Als Großstadtmensch reize ihn die Arbeit in der kleinen Stadt mit der Nähe zur Grenze. „Ich habe die Wende als Elfjähriger zwar erlebt, aber war damals nicht in der Lage, diese bewusst zu verarbeiten. Mich interessieren Wendegeschichten und die Legenden von 1989 sehr, so dass ich sie zum Ausgangsthema machen möchte.“

„Sollte Schleusingen Null Neun“ mit seinen zahlreichen, feinen Aktionen zustande kommen und Herz und Engagement der Schleusinger treffen“, meint er, „ist es in seinem zeitlichen, personellen und kreativen Umfang in Deutschland vermutlich neu und einzigartig.“
                                                                                                          





aktualisiert von Thomas G. Marzian, 23.04.2010, 14:36 Uhr
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